“Die Dunkelheit ist in uns allen, Britte. In dir vielleicht mehr als in anderen. Ich sehe sie in deinen Augen, wenn du die Wachen ansiehst.”
Diese eiskalten Worte von Kardinal Lucius Umbrosius aus “Maledicta – Hexe zwischen den Welten” zeigen seine wahre Natur: Ein Meister der psychologischen Manipulation. Diese Figur ist zwar fiktiv, aber sie steht für einen sehr realen Typus: jene Kardinäle, die im Schatten der päpstlichen Macht ihre eigenen Spiele spielten.
Wenn die Diener zu Herren werden
Der Lateranpalast war über ein Jahrtausend lang nicht nur Wohnsitz der Päpste, sondern auch Bühne für die brutalsten Machtkämpfe der Kirchengeschichte. Hier, in den prächtigen Gemächern, wo heute Touristen ehrfürchtig wandeln, schmiedeten ehrgeizige Kardinäle jahrhundertelang ihre Pläne.
Die Geschichte kennt unzählige Kardinäle, die ähnlich wie der fiktive Umbrosius agierten – Männer, die nominell dem Papst dienten, aber in Wahrheit ihre eigene Agenda verfolgten. Besonders wenn der Pontifex krank oder schwach war, übernahmen sie faktisch die Kontrolle.
Die Kunst der heiligen Manipulation
“Du kannst nicht anders. Deine Gabe zwingt dich, Leben zu bewahren.” Mit diesen Worten trifft Umbrosius Britte ins Mark. Er kennt ihre Schwäche – ihre Unfähigkeit, Leid zu ignorieren. Das ist nicht Fantasy, das ist Psychologie auf Meisterniveau.
Echte Kardinäle des Lateranpalastes perfektionierten solche Techniken über Jahrhunderte. Sie studierten Menschen wie Anatomiebücher, suchten nach den Schwachstellen der Seele. Und wenn sie diese fanden, schlugen sie erbarmungslos zu.
Nehmen wir Kardinal Albani unter Papst Clemens XI. im 18. Jahrhundert – er führte faktisch die Geschäfte, während der altersschwache Papst zur Marionette wurde. Oder die berüchtigten Borgia-Kardinäle, die Gift und Dolch als diplomatische Instrumente betrachteten.
Der kranke Papst – die perfekte Gelegenheit
In Brittes Szene liegt der Papst schwach und krank in seinem Bett. Die Ärzte können nicht helfen. Genau solche Momente waren für skrupellose Kardinäle wie ein Geschenk des Himmels. Während der Heilige Vater um sein Leben kämpfte, kämpften sie um seine Macht.
Historische Berichte aus dem Lateranpalast erzählen von Kardinälen, die sterbende Päpste wie Marionetten führten. Sie fälschten päpstliche Bullen, ließen unbequeme Zeugen verschwinden und manipulierten sogar die Sakramente für ihre Zwecke.
Das Amulett der Macht
“Das Amulett an seiner Brust pulsierte kaum sichtbar” – ein Detail, das Fantasy ist. Aber die Realität dahinter? Kardinäle sammelten tatsächlich Reliquien, Amulette und okkulte Gegenstände. Offiziell verdammten sie solche Praktiken. Heimlich nutzten sie alles, was ihnen Macht versprach.
Die päpstlichen Archive sind voller Berichte über Kardinäle, die heimlich Astrologen konsultierten, Wahrsager bezahlten oder sich “geweihte” Gegenstände anfertigen ließen. Macht korrumpiert – auch im Namen Gottes.
Verrat im Namen der Frömmigkeit
Umbrosius hatte Britte verraten – eine Heilerin, die ihm einst vertraut hatte. Auch das ist historisch authentic. Die Kirchengeschichte ist voller Geschichten von Kardinälen, die Verbündete opferten, sobald es politisch opportun war.
Heilkundige Frauen wurden besonders gerne als Bauernopfer benutzt. Solange sie nützlich waren, genossen sie Schutz. Sobald der Wind sich drehte, wurden sie zu Hexen erklärt und den Flammen übergeben.
Die ewige Lektion
Brittes Geschichte im Lateranpalast ist Fantasy. Aber die Mechanismen dahinter – Macht, Verrat, Manipulation – das alles spielte sich hier ab. Jahrhundertelang. In diesen heiligen Hallen, wo heute Pilger beten, wurde Geschichte geschrieben. Nicht immer eine schöne.
Welche historischen Figuren fallen dir ein, die wie Kardinal Umbrosius im Schatten der Macht agierten? Kennst du ähnliche Geschichten von Verrat im Namen der Frömmigkeit?
Im nächsten Beitrag: “Heilerin oder Hexe? Der schmale Grat” – warum Frauen wie Britte so gefährlich für die Kirche waren.